Kaltes Gift by Nigel McCrery

Kaltes Gift by Nigel McCrery

Autor:Nigel McCrery [McCrery, Nigel]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783426639610
Herausgeber: Droemer Knaur
veröffentlicht: 2010-09-14T22:00:00+00:00


Am nächsten Morgen brauchte Daisy länger als gewöhnlich, um sich zu waschen und anzukleiden. Sie fühlte sich alt und müde. Irgendwas an dieser Stadt zehrte an ihrer Kraft. Es war, als habe ihre Ankunft hier alte Geister geweckt, und sie musste versuchen, sie wieder zur Ruhe zu bringen, wenn sie bei Sylvia irgendwelche Fortschritte machen wollte.

Den Vormittag brachte sie damit zu, im Hotel und in der Stadt herumzutrödeln, und nach dem Lunch nahm sie ein Taxi und fuhr zu Sylvias Haus. Auf einem Stadtplan, den sie am Informationskiosk bekommen hatte und der sich als immer nützlicher erwies, hatte sie bereits festgestellt, wo es lag, und sie wusste, dass sie einen Bus nehmen konnte, der sie zehn Gehminuten entfernt absetzte, aber sie wollte frisch dort ankommen. Und außerdem machte es so den Eindruck, als sei sie es gewohnt, einigermaßen komfortabel zu reisen, was Sylvia gewiss zu schätzen wusste.

Das Haus war hoch gelegen, nahe dem höchsten Punkt der Landzunge, die sich nördlich der Stadt ins Meer hinausschob, und es gehörte zu einer Siedlung, die nach Daisys Einschätzung in den dreißiger Jahren gebaut worden war. Es war wohlproportioniert und weitläufig, aus rotem Backstein gebaut, mit einer Garage und einem kleinen runden Fenster über der Haustür, und stand ein wenig entfernt von seinen Nachbarn und von der Straße zurückgesetzt.

Als Daisy ausstieg und den Fahrer bezahlte, konnte sie kaum den Blick davon losreißen. Von allen Häusern, in denen sie je gelebt hatte – oder hatte leben wollen –, war dies das schönste. Sie würde es genießen, hier zu wohnen, nachdem sie Sylvia aus dem Weg geräumt hatte.

Sylvia wartete bereits an der Haustür. »Ein Taxi«, sagte sie. »Wie extravagant.«

»Den Bus hätte ich nicht ertragen«, erwiderte Daisy und folgte Sylvia ins Haus. »Wie schön haben Sie es hier.«

»Möchten Sie einen Rundgang machen?«

Und Sylvia führte Daisy voller Stolz herum. Das Haus war makellos gehalten, und offensichtlich gab es Zimmer, die Sylvia gar nicht mehr betrat. Die Küche war riesig, mit holzgetäfelten Schränken, und aus Sylvias Schlafzimmer hatte man zwischen den gegenüberliegenden Häusern hindurch Aussicht auf das Meer. Es war einfach perfekt.

Nun ja, nicht ganz perfekt. Nichts von dem Inventar und den Ausstattungsgegenständen würde mehr als höchstens ein paar tausend Pfund bringen. Das Haus selbst allerdings würde ein ganz schönes Bündel wert sein, wenn Daisy es eines Tages satthatte.

Das Wetter war warm genug, dass sie ihren Tee hinten im Garten trinken konnten. Sylvia hielt ihn wunderbar in Ordnung, und sie brachten einige Zeit damit zu, sich über die verschiedenen Blumen zu unterhalten. Daisy ließ sich besonders über die gepflegte Ligusterhecke aus und über die Winden, die sich hinten am Haus hochrankten.

Sie saßen in ihren Stühlen im Garten hinter dem Haus, und Daisy sagte aufs Geratewohl: »Es scheint so wunderbar still hier. Sie müssen gute Nachbarn haben.«

»Von denen sehe ich wirklich nicht viel«, bestätigte Sylvia. »Dort auf der einen Seite wohnt eine Familie. Die sind sehr viel unterwegs, und wir reden kaum miteinander. Der Mann auf der anderen Seite ist Busfahrer. Ein sehr ruhiger Mensch.«

»Und was ist mit den anderen?



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